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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 616 mal aufgerufen
 Gleisbau
rofra Online




Beiträge: 1.175

31.03.2022 11:25
Kiesbettungen - für die die keinen Schotter haben oder wollen Antworten

Seid gegrüßt,

viele Schmalspur-, Klein-, Neben- und / oder Privatbahnen, gerade die im landschaftlich von div. Eiszeiten geprägten norden Mitteleuropas und Osteuropa, verlegten ihre Gleise oft in Sand und Kiesbettungen.

Beispielbild ehem. Rügener Kleinbahn im Sommer 1978:



Der Oberbau dürfte hier schon mehrfach ausgebessert wurden sein (Schienen, Schwellen), an der Kiesbettung hielt man aber offensichtlich fest. Der ursprünglich vorhandene Oberbau wie er von der Fa. Lenz verlegt wurde, dürfte mit weniger Schwellen und u. U. leichteren Schienenprofilen ausgestattet gewesen sein.

Die gängigen Methoden zum Bettungsbau und auch die meisten Hersteller beschränken sich hier auf die Darstellung von klassischen, geschotterten Oberbau. Am Thema Sand bzw. Kiesbettungen haben sich dabei schon einige User hier versuch, es tauchen immer wieder fragen auf die ich hier mal versuchen will zu Bündeln. Das ganze erstmal nicht in Wikiform sondern als Diskussion und zum Austausch.

Zum Vorbild
hier bald mehr

Zur Abgrenzung, als Vergleich und das Schottern trotzdem kein Verbrechen ist, ein Blick auf sächsischen Oberbau der 90er Jahre... der erinnert schon weit mehr an das, was man sonst von der Bahnsteigkante ersoäht:
g59-Oschatz-Muegeln-Anfang-Juli.html

Umsetzung in Beiträgen
Günnis Kurzanleitung: 600mm Feld- und Kleinbahnen in 1:32: Dieser Hof ist nicht Jähner Hof (4)
Burghards ausführungen: mein Bahndamm- Modul in neu

Themen und Threads zum Thema
hier bald mehr

/edit: Warum ich das hier so aufbaue erschließt sich hoffentlich später. Ich habe hier erstmal versucht die bisherigen Beiträge aus dem entspr. Faden herauszulösen und grob in einen Kontext zu bringen. Generell würde ich hier gerne Spurweitenübergreifend zusammentragen, was sich zum Thema ergibt und meine Erfahrungen auch mal gesammelt zum besten geben (u. A. deswegen habe ich hier nochmal die Beiträge in Zeitatform eingebaut, so kann man nochmal auf einzelne inhalte Bezug nehmen, ohne zuviel hin und her klicken zu müssen.

~ from prussia with love ~

der franke, der robert


rofra Online




Beiträge: 1.175

31.03.2022 11:27
#2 Körnungen und Sandarten Antworten

Siehe: mein Bahndamm- Modul in neu

Zitat von Claus60 im Beitrag mein Bahndamm- Modul in neu
Hi.
Zitat von Günni im Beitrag mein Bahndamm- Modul in neu
Es gibt bei den Zooleuten auch sog. Chinchillasand. Der soll sehr feinkörnig sein.

Chinchillasand ist der feinkörnigste Sand, der überhaupt normal erhältlich ist. Er hat eine durchschnittliche Körnung von 0,3 mm Durchmesser. Und selbst das entspricht im Maßstab 1:45 immer noch mittlerem Aquarium- Kies von etwa 13 mm Körnung. Zur Nachbildung eines weißen Sandstrands eigentlich immer noch viel zu grobkörnig. Maßstäblich müssten wir den Strand einfach glatt lassen und nur entsprechend anmalen. Aber, obwohl maßstäblich inkorrekt sieht eine mit echtem Sand bestreute Fläche deutlich mehr nach Sand aus...

In Gegensatz zu so fein ausgesiebtem Vogelsand sieht Chinchillasand aber nicht nach Staub aus. Bei Vogelsand ist mit dem 0,6mm Sieb das Ende der Fahnenstange erreicht, was man noch als Sand identifizieren könnte. Und schon mit dem 0,6er Sieb bleibt kaum noch was an Sand übrig. Das Gros des Vogelsandes liegt so um die 1 mm Körnung. Der Rest, der noch feiner als 0,6mm gesiebt wird, ist dann nur noch Staub. Zumindest war das bei meinen Experimenten mit Vogelsand der Fall.

Ich habe mir mal ein 25 Kg Gebinde Chinchillasand bestellt, da ich für meine Tropeninsel viel Sand benötige. Da die eigentliche Sandmenge beim Preis fast keine Rolle gespielt hat, habe ich mich gleich reichlich eingedeckt. 1 Kg hätten mich 9€ gekostet. 25 Kg vom selben Anbieter beliefen sich auf 11€... Sollte für mein ganzes Modellbahnerleben reichen. Chinchillasand ist eher gräulich als gelblich, zumindest der, den ich habe. Etwas "weißer" wäre mir zwar lieber, aber nichtsdestotrotz kenne ich nichts besseres um leidlich maßstäblichen Sand darzustellen.

Nachtrag:
Das mit den Futtersieben aus der Aquaristik kann ich bestätigen. Ach ich nutze so einen Satz Futtersiebe, der recht wenig kostet aber sehr gute Dienste leistet.

~ from prussia with love ~

der franke, der robert


rofra Online




Beiträge: 1.175

31.03.2022 11:29
#3 Körnung, Färben und Farbgebung Antworten

Siehe: mein Bahndamm- Modul in neu

Zitat von Günni im Beitrag mein Bahndamm- Modul in neu
Ich häng mich hier auch mal kurz rein. Als Sand hab ich mir mal in der Zoohandlung Vogelsand gekauft. Als Landschaftsunterbau ist die Körnung ganz OK, für's Schottern habe ich ihn auf etwa 1 mm Durchmesser ausgesiebt (Baugröße 0).
Dazu habe ich übrigens einen Satz Futtersiebe aus dem Aquarienhandel. Das sind vier Siebe in 1, 0,6, 0,4, und 0,2 mm Maschenweite. Die sind sehr praktisch, auch zum Aussieben von Streumaterial und was auch immer. Ich benutze die relativ oft.
Es gibt bei den Zooleuten auch sog. Chinchillasand. Der soll sehr feinkörnig sein. Ich hab den noch nicht ausprobiert, kann also nichts dazu sagen.

Die farbliche Nachbehandlung, nicht nur bei Schotter, auch bei der Landschaftsgestaltung, mache ich eigentlich immer mit meinem (noch vorhandenen) Schulmalkasten. Hauptsächlich Dunkel-, Hellbraun, Schwarz, gelegentlich Gelb und manchmal grün. Damit kann ich mir alle benötigten Farbtöne herstellen. Mit 'nem kleinen (!) Tropfen Spülmittel hält das eigentlich überall. Ich verdünne das mit viel Waaser und trage das lasierend auf. Lieber erstmal heller auftragen und wenn's zu wenig ist, noch mehrmals drübergehen. Wenn's von vornherein zu dunkeln wird, kriegt man's nur sehr schwer wieder heller.

~ from prussia with love ~

der franke, der robert


rofra Online




Beiträge: 1.175

12.04.2022 11:52
#4 Kies: Seine Herkunft im Detail Antworten

/edit: Sorry hab mich verklickt, der Beitrag ist noch im entstehen. Ich bitte um etwas Geduld, eigentlich wollte ich nur eine Vorschau.

Bevor es an meine eigentlichen Ausführungen geht, noch etwas Hintergrundwissen (Ist optional, da ich hier aber auch einige "Fakten" loslasse, bietet sich hier an, mein gefährliches Halbwissen durch eigene Recherche vielleicht für die eigene Vorbildregion zu ergänzen). Generell bleibt das Thema "Sand und Kies" und damit die Leserschaft wohl eher begrenzt, zumal ich mir hier auch noch regional sehr stark einenge. Ferner, fehlt mir einfach das Fachwissen, wann, wie und ob hier welche Bahngesellschaft wie vorgegangen ist, aber zumindest für die, die nach Vorbild des Pollo oder Lenz'schen Kleinbahnen bauen, sollten hier ein paar Hintergrundinfos zum Rohstoff bekommen. Auf Basis dieser Überlegungen hier versuche ich mir zumindest eine vorbildhafte Bettung zusammenzubauen (Man kennt ja meine Versuche. Da ist noch viel Luft nach oben, weswegen ich gerade so oder so etwas Zeit in die Materie stecke), d. H. hier geht es erstmal eher ums Vorbild, als die Umsetzung ins Modell.




https://de.wikipedia.org/wiki/Geologie_u..._in_Brandenburg

Der Artikel bezieht sich primär auf Brandenburg aber bis zu einem gewissen Grad gilt vieles auch Richtung Süden, Osten und Norden. Im westen bin ich mir ehrlich gesagt nicht ganz so sicher, m. E. stellt die Elbe hier eine Art geologische Trennlinie dar. Ich lass mich aber gerne eines besseren belehren. Am Ende grabe ich hier nur Schulwissen aus und kombiniere es mit erlesenem Wissen. Alle Bilder entstanden auf den "lebuser Jungmoränenhochfläche", dessen eine Bruchkannte das - einigen vielleicht bekannten - Oderbruch darstellt.

Aus diesen geologischen Besonderheiten ergeben sich 3 potenzielle Rohstoffquellen für Bettungen:

1. Braunkohleabbau, den kennt man heute (noch?) in Groß. Der Braunkohleabbau in kleineren Gruben, stellenweise auch Untertage, war aber überall in der Region verbreitet. Oft wurden die Flöze (heißt das bei Braunkohle auch so?) nur Regional, manchmal nur "privat" und vor allen Dingen über recht kurze Zeiträume betrieben. (gerade in Zeiten des Mangels. Generell dürften nach den Kriegen viele Dampfloks mit Braunkohle von Nebenan beheizt wurden sein. Eine Art Randinformation zum Thema ist, dass man in den wirren Endtagen des realexistierenden Sozialismus dann stellenweise lieber auf Torf als Rohstoff zum heizen und pflanzen zurückgegriffen und eher Torfstiche wiederbelebt hat, als die Braunkohlelöcher, was einige Rückschlüsse über die Ergiebigkeit dieser Kleinstgruben zulässt.). Viel wichtiger ist aber das auch hier Kies als Abraumprodukt anfiel, der entspr. verarbeitet wurde. (Über die Mengen kann ich hier nichts sagen, generell hätte man ja auch damals schon verfüllen müssen, anderseits sind viele Gruben noch als selbige Erkennbar, stellenweise haben die aber auch ihre Abraumberge noch. (siehe z. B. http://www.berliner-bahnen.de/anschlussb...elde/index.html wobei viele Gruben schleicht zu klein waren um hier Maschinell oder jenseits einfacher Feldbahnen abzufahren)

2. Kiesgruben: Da Kies und Sand generell wichtige Baustoffe sind, gab es sowohl Betriebsinterne (egal ob Kleinbahn oder Bauunternehmen) aber auch "eigenständige" Kiesgruben in div. Größen, die stellenweise nur nach Bedarf oder Saisonal betrieben wurden. Hier werden dann die unterschiedlichen Verarbeitungsmethoden (gesiebt vs. ungesiebt) und vor allen Dingen die Zusammensetzung interessant. Mehr dazu dann unten (Kerininhalt).

3. Äcker: Eine nicht ganz so offensichtliche aber dennoch für einige Randbereiche der Gleis- und Bettungsgestaltung u. U. nicht ganz unwichtige Geschichte sind Äcker. Die maschinelle Bearbeitung des Bodens, bringt, besonders nach der Einführung des Tiefenpflügens (das wurde erst durch die Mechanisierung mit Lokomobilen und Traktoren möglich, gibt es m. E. heute zumindest bei uns aber nicht mehr), immer wieder unendliche Massen an Findlingen und Feldsteinen aller möglichen Größen zum Vorschein. Diese wurden stellenweise als Bruchstein verkauft, direkt als Baumaterial verwendet (Häuser, Straßen), manchmal aber auch zu Gestaltungszwecken genutzt. Zu beachten ist hierbei, dass man Steine immer im Boden hat und die auch irgendwie zu Tage fördert (hier mehr, da weniger), ein nicht unwichtiger Faktor ist hier aber die Schlaggröße. Durch historische Wirrungen, gab es östlich der Elbe wesentlich größere Ackerflächen in Einzelhand, was zu mehr Steinen und damit auch zu einem größeren Problem führte, als auf den Verhältnismäßig kleinen Schlägen wie wir sie bspw. in Norddeutschland fanden.)

Wenn man mit offenen Augen an den riesigen Ackerflächen hier vorbei läuft, sieht man ab und an auch mal einfach einen riesen Haufen am Feldrand liegen, der über das Jahr zusammen getragen wurde. Auch diese werden noch Stellenweise verkauft.

Ein nettes Detail, was mir an den vielen Aufschüttungen aufgefallen ist, welche die hügelige Landschaft etwas einebenen sind gerade an Wegübequerungen von Ackerwegen entspr. Halden wie hier entlang der ehem. Oderbruchbahn (das Gleis würde hier geradewegs weiter führen, nach Links geht es runter aufs Feld. Wie gesagt die Dinger mussten vom Feld ob die jetzt jemand haben wollte oder nicht, irgendwo müssen die Dinger hin.



Zu beachten sind 2 Dinge: Viele eine Kleinbahn ermöglichende und für ihren Bau und Betrieb nötige Infrastruktur oder Betriebe existieren heute in der Form nicht mehr (betriebsinterne Kiesgruben oder Kleinindustrien die primär für den regionalen Markt produzieren. Auch der Steinbruch aus oben beschrieben Feldsteinen ist kein eigentlicher Betriebsteil mehr), was vieles in der Funktionalität im System Kleinbahn - für mich - schwer nachvollziehbar macht. Dazu kommt die regionale Verpflechtung des Transportmittels. Je nach Region, je nach Zweck und Zeitraum unterscheiden sich die einzelnen Ökosysteme "Kleinbahn" drastisch. Ich bin weder vom Fach (also alle hier angekratzten, relevanten Fächer), und vor allen Dingen zu Jung um vieles von dem was hier beschrieben wird noch aktiv erlebt zu haben, gleichzeitig versuche ich hier aber allgemein zu bleiben. Ich muss hier viel spekulieren und vorhandenes Wissen (ist halt auch nicht so viel ;) ) nutzen. Sollte ich daneben liegen, oder jemand mehr wissen, bitte ich um Korrektur, Ergänzung und Widerworte!



Nach dem etwas tiefer gehenden und vor allen Dingen historisch weiter zurück reisenden Ausflügen zur Herkunft von Sand und Kies, war ich Gestern eher als zufälliges Nebenprojekt meiner Ausflugskultur an den Resten einer Kiesgrube. Tatsächlich war ich überrascht, dass hier nicht nur die Natur tätig war, sondern der Mensch in Form eines kleinen Renaturierungsprojektes ordentlich nachgeholfen hat. Von der Grube war nicht viel übrig aber ich denke aber sie zeigen etwas die Varianz des Materials.

Schon an der Oberfläche sieht der wissende, was hier vor sich geht: dieser Trockenrasen ist nicht natürlich entstanden!


2 Meter weiter kommen hier andere Farbtöne hervor.



Früher konnte man hier schön die einzelnen Schichte sehen. Zumindest liegen sie jetzt nebeneinander. Der Lichtbildner (icke!) steht in der zugeschütteten Grube. Das Fördermittelplakat erklärt, dass die ehem. Kiesgrube genau auf einem kleinen Fließ entstand, dessen Ursprungszustand hier wieder hergestellt werden sollte.

EU-subventionierter "Naturschutz"... Ich habe den Standort bei der Biotoppflege für den Nabu irgendwann in den 90ern als kleiner Junge kennengelernt. In der stillgelegten Kiesgrube sammelte sich das Grundwasser - und offensichtlich auch das vom Bach. Vom Bachwasser war gestern übrigens wenig zu sehen. Viele unserer Fließe liegen Teile des Jahres trocken, dass hier dürfte wohl schon immer ein trockener Graben gewesen sein - und stellte damit im Frühjahr die ideale Brutstätte für alle möglichen Frosch und Schwanzlurche dar. Viele der Arten auf der Roten Liste und damit unter besonderen Schutz gestellt. U. A. wegen dieses Biotops wurden die damals zu bauende Umgehungsstraße fast durchgängig Durchlässe und entspr. Wegfindungsanlagen für Klein- und Kleinstlebewesen eingebaut, was nicht billig war. Dafür gibt es jetzt seltsame geometrisch korrekte Bodenstrukturen inkl. Bewuchs und einen Graben der sich idyllisch durch viele kleine tote Bäume windet... Ich muss mir das die nächsten Monate nochmal anschauen, ob da fair getauscht wurde. Achso und weil man hier für die Baufahrzeuge den Weg befestigen musste, hat man ihn gleich Asphaltiert gut für Radfahrer... eher schlecht für Kleinstlebewesen. Nun gut.


Bei näherer Betrachtung zeigt sich dass der Sand stellenweise erstaunlich Steinig ist.





Tierische Helfer bringen hier aber auch feinere Dinge an die Oberfläche:





Generell gehe ich davon aus dass die Kiesbettungen damals eher den ersten Bildern entsprachen. Auch wenn der die Mengenverhältnisse Kiesel - Sand hier wohl durch die oben beschriebenen Eingriffe verfälscht wurden und Steinhalden, vermutlich einfach platt Geschoben wurden. Da mein Ausflug zur ehem. Kiesgrube spontan eingeschoben wurde hatte ich weder Behältnisse dabei. Beim nächsten mal. Ich brauche so oder so Modellfeldsteine, da war die Stelle ideal! Meine Schlussfolgerungen sind aber: Ich würde aber behaupten, dass das zu feine Sieben und ein zu homogene Körnung eher hinderlich sind.

Ferner:




Brandenburg kann nicht nur Wüste. Das Pumpenhaus samt Wehr war mir nicht nur unbekannt sondern auch verdammt knuffig und wurde vorsichtshalber auch mal im Bild festgehalten, bevor es genauso weq ist, wie die am linken Bildrand schnurgerade Richtung Müncheberg Stadt verlaufende Müncheberger Kleinbahn (Wertunsgfrei. Das ist der lauf der Zeit witzigerweise wird hier seit kurzen die Reaktivierung diskutiert... mir scheint nichtmal die Diskussion sinnvoll)

~ from prussia with love ~

der franke, der robert


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