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Dieses Thema hat 11 Antworten
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 Gleisbau
Günni Offline




Beiträge: 497

03.11.2021 22:21
Einzungenweiche Antworten

Wenn's einem Modellbauer mal langweilig ist und ihm die Gedanken im Leerlauf kreisen, kommt meistens eine Schnapsidee dabei raus.

Ich bin da keine Ausnahme und habe daher einfach mal so aus Jux und Dollerei 'ne Einzungenweiche in Baugröße 09 gebaut.

Der Vorteil dabei ist, es gibt nur gerade Schienen und kein Herzstück.
Das Ganze wurde ganz klassisch auf Pertinaxschwellen mit aufgelöteten Schienen gebaut.



Ich hatte mir das vorher kurz auf dem Computer aufgezeichnet, ausgedruckt und untergelegt. Die Weichenzunge erhielt am hinteren Ende ein Drahtstückchen senkrecht nach unten angelötet, das dann in einem kurzen Messingrohr geführt wird, das unter der Schwelle angelötet wurde.



Hier die Ansicht von unten, links ist das Messingrohr, das Andere sind die Stromverbindungen.
Auf den Draht der Schiene wurde am Ende noch ein Stückchen Kabelisolierung aufgesteckt und verklebt um ein Herausfallen zu verhindern.



Zum Stellen der Weiche habe ich auf einem seitlichen Pertinaxstück einen kleinen Weichenbock aus zwei Ms U-Pofilen aufgebaut, der den Stellhebel führt. Dieser ist "unter der Erde" über eine Zugstange mit der Weichenzunge verbunden.



Blieb noch die Frage der Herzstück- (oder besser Zungen-) Polarisierung. Dazu hab ich einfach einen Mikroschalter angebracht, der vom unteren Ende des Weichenhebels bedient wird.



Ist ein bisschen schlecht zu erkennen, da die Weiche mittlerweile gealtert wurde. Die Betätigung ist oben rechts: das untere Ende des Weichenhebels drückt in der einen Stellung den Hebel des Schalters nach unten und gibt ihn in der anderen Stellung frei.

Das war einfach mal so‘n Schnellschuss ohne große Planung. Die Abmessungen sind durch Anpassen und Zurechtfeilen entstanden. Daher liegt z.B. die Zunge nur ein ganz kleines Stück auf der Schwelle auf, aber man kann trotzdem drüberfahren ohne dass sie nach unten wegrutscht. Bei der nächsten werde ich die Schwelle etwas weiter vorsetzen.
Ein grundsätzliches Problem bei Einzungenweichen ist natürlich der lange Stellweg. Aber das kann man mit einem entsprechend ausgelegten Stellhebel in den Griff kriegen. Beim Vorbild gab es in der Regel gar keinen Weichenantrieb. Da hat man die Zunge einfach mit dem Fuß hin- und her getreten. Deswegen heißen die Dinger im Angelsächsischen auch Kickswitch. Verriegelung: Fehlanzeige. Feldbahn halt.
Man könnte den Eindruck bekommen, durch die geraden Schienen gäb's beim Drüberfahren einen Ruck. Dem ist aber nicht so, es wird zuerst die erste Achse abgelenkt während die zweite noch in der Geraden ist. Das Fahrzeug wird also allmählich in den Abzweig gezogen bis auch die zweite Achse nachkommt. Das Ganze bewegt sich auf dem theoretischen Verbindungsbogen der Geraden mit dem Abzweig.
Allerdings kann man nur mit zweiachsigen Fahrzeugen drüberfahren, eine dritte Achse würde in der Mitte klemmen.

So, jetzt muss ich mir nur noch irgendeine kleine Feldbahn bauen bei der ich die Weiche einsetzen kann. Das war nämlich wieder so ein Projekt, das nach dem Prinzip „ich wollt’s einfach mal machen“ entstanden ist.

Günni

Je schmaler die Spur umso größer der Spaß


Günni Offline




Beiträge: 497

03.11.2021 22:31
#2 Noch was zu Einzungenweichen Antworten

Einzungenweichen sind nicht nur bei Feldbahnen verbreitet. Die Snaefell Moutain Railway auf der Isle of Man macht da intensiven Gebrauch davon, jedenfall in der Summit Station.
Guckt mal hier:

https://commons.wikimedia.org/wiki/Categ...k_-_1113509.jpg

https://commons.wikimedia.org/wiki/Categ...it-CIMG0358.jpg

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/c..._5044870%29.jpg

Wie die Dinger angetrieben werden ist leider nicht zu sehen, der Antrieb erfolgt aber wohl unterirdisch.

Da kann man auch sehen, dass die Zunge über Gleitflächen rutscht. Das werde ich wohl bei meiner Weiche nachrüsten, dann stimmts wieder.

Einen weiteren Einsatz sieht man in folgendem Video. Da kann man auch schön sehen, wie sie gestellt wird und wie die Wagen ohne großen seitlichen Ruck drüberfahren.

www.youtube.com/watch?v=unhXEQQk8G8

Das Geilste im Video ist aber die Stromabnahme der Elektrolok. Wozu einen aufwändig abgespannten Fahrdraht, ein irgendwo aufgehängter Draht in bequemer Höhe tut's doch auch. Da braucht man auch nicht so sorgfältig auf gerade Abspannung zu achten. Und wozu einen aufwändigen Stromabnehmer? Ein alter Handgriff von einem Schweißgerät mit 'nem eingklemmten Stück Rundmaterial ist doch völlig ausreichend. Macht anfahren und anhalten auch viel einfacher. Sicherheitabstand zu stromführenden Teilen? Pa, sind doch höchstens 600 V. Und die paar Funken ...
Das schöne Schauspiel wird auf einer albanischen Braunkohlengrube inszeniert.

Wem da als Schmalspurer oder vor allem Feldbahner nicht der Geifer der Begeisterung runterläuft ist hier im falschen Forum.

Irgendwo gibt's auch ein Modell davon (ich glaub in H0e) mit Funken (Blitzleuchtdiode) an der Stromabnahme. Ich weiß jetzt aber nicht mehr, wo ich das mal gesehen habe.

Günni

Je schmaler die Spur umso größer der Spaß


Hespertalbahn Offline




Beiträge: 209

03.11.2021 23:07
#3 RE: Noch was zu Einzungenweichen Antworten

Hallo miteinander !

Zitat von Günni im Beitrag #2
...
Irgendwo gibt's auch ein Modell davon (ich glaub in H0e) mit Funken (Blitzleuchtdiode) an der Stromabnahme. Ich weiß jetzt aber nicht mehr, wo ich das mal gesehen habe.
...



Günni,
die Anlage, die Du (wahrscheinlich) meinst, ist in 0-14 vom Niederländer Hans Louvet gebaut.

Gruß
Dirk


Allgaier A111 Offline




Beiträge: 24

04.11.2021 14:00
#4 RE: Noch was zu Einzungenweichen Antworten

Hi Günni das ist eine sehr interessante Sache Deine Weiche.
Was für Messingrohr und Draht in welcher Stärke hast Du benutzt?
Micha


Günni Offline




Beiträge: 497

04.11.2021 14:24
#5 RE: Noch was zu Einzungenweichen Antworten

Bei meinen Kleinmechaniken, z.B. auch beim Schüttbunker und der Entladung der Gynthrolith Grube, nehme ich für bewegliche Teile Stücke von 1,2 mm Messingrohr als Lager und als drehendes Teil 0,8 mm Messingdraht. Das Messingrohr hat mehr oder weniger 0.2 mm Wandstärke, da dreht sich der Draht noch locker drin, hat aber nicht zuviel Spiel. Als Sicherung gegen Herausrutschen schiebe ich ein kleines Stück Drahtisolierung von passendem Durchmesser auf den Draht, gesichert mit Sekundenkleber.
Es geht natürlich auch mit anderen Rohr-/Drahtdurchmesser Kombinationen. Z.B. 1 mm Rohr und 0,5 mm Draht. Ich hab das genommen, was ich gerade da hatte.

Ich glaube, ich werde mal ein paar Skizzen und einen Beitrag über meine Kleinmechaniken vefassen. Gebt mir ein bisschen Zeit.

Günni

Je schmaler die Spur umso größer der Spaß


Manuel K Offline




Beiträge: 121

24.08.2022 13:53
#6 RE: Noch was zu Einzungenweichen Antworten

Hallo Günni,

ein sehr interessantes Objekt, oder Projekt. Gibts denn inzwischen schon eine Bahn dazu ?

Was mich auch interessieren würde ist der Drehpunkt der Stellzunge. Wenn man genau schaut sieht man, das die Lücke, da wo das Weichenherz normalerweise sitzt, durch den versetzten Drehpunkt geschlossen wird. Wäre der Drehpunkt am Ende der Stellzunge würde ja zwangsläufig eine Lücke entstehen. Die Frage ist, um wieviel genau muß der Drehpunkt versetzt werden? Und für mich als Laie, was bedeutet Baugröße 09 ?

Ich würde mich auf jeden Fall über eine Skizze freuen. Sowas habe ich noch nicht gebaut, würde mich aber mal reizen.

Die erwähnte Bahn des Holländers habe ich glaube auch mal in einem Video über Ontraxs gesehen. Die war echt cool gemacht

mfg Manu


rofra Online




Beiträge: 1.175

24.08.2022 14:34
#7 RE: Noch was zu Einzungenweichen Antworten

09 ist Spur 0 auf 9mm Gleisen. Man kommt ungefähr bei den Parkeisenbahnspurweiten um 350 bis 450mm (je nach Maßstab) raus und hat ein Kompaktes gegenstück zu Gn15 während man viel H0e und N Material zurück greifen kann. Auf den Inseln jenseits des Kanals war das tatsächlich auch eine Maschinenbetriebene Industriespurweite.

~ from prussia with love ~

der franke, der robert


Manuel K Offline




Beiträge: 121

24.08.2022 15:32
#8 RE: Noch was zu Einzungenweichen Antworten

Hallo Robert,

danke für die Info. Man lernt doch immer wieder dazu. Apropo fällt mir gerade ein, die Saarbrückr Parkbahn ist glaube auch auf so schmalen Gleisen unterwegs. War letztens dort und sah die Gleise, 450-500mm könnten da aber auch hinkommen.

mfg Manu


Günni Offline




Beiträge: 497

24.08.2022 20:36
#9 RE: Noch was zu Einzungenweichen Antworten

Manuel (Ihr anderen natürlich auch):

Ich hab das Ding eigentlich ziemlich hemdsärmelig zusammengeworfen. 'Ne grobe Skizze am Rechner und der Rest Anpassen und Zurechtfeilen.
Der kleine Abstand zwischen den abzweigenden Schienen muss sein, sonst gibt's da einen Kurzschluss (Stichwort Polarisierung). Daher muss der Drehpunkt der Zunge auch ein bisschen weiter vorn liegen damit das Ende der Zunge jeweils zu den beiden Schienen hinschwenkt. Wieviel, muss man einfach mal ausprobieren. Ich hab's, glaube ich, einfach ein Stückchen länger gelassen, ins Röhrchen gesteckt und dann einfach passend auf Länge abgefeilt.

Hier mal 'ne kurze Skizze, wie ich die Zunge gebaut und gelagert habe:



Das Rohrstückchen nach unten deshalb, damit eine gewisse Führung der Zunge gegen seitliches Kippen existiert. Außerdem kann man da gleich die Stromzuführung für die Zungenpolarisierung (Herzstück gibt's ja nicht) anlöten.
Im Gegensatz zu meiner Ausführung sollte man die Schwelle am Ende der Zunge (die unter den Knicken der Backenschienen) ein bisschen mehr in Richtung "Herzstück" verschieben damit die Zunge eine vernünftige Auflage hat. Bei mir reicht die Zunge gerade eben bis dahin und liegt nur mit der Spitze auf. Funktioniert zwar, ist aber weder schön noch vorbildgerecht. Wie gesagt, war 'ne schnelle Schnapsidee die noch schneller umgesetzt wurde. Ich hab da gar nicht groß gemessen sondern einfach alles nur so hingebogen und -gefeilt .
Auch der Schalter für die Polarisierung ist recht rustikal angesetzt. Der wird nur durch den nach unten rausstehenden Teil des Stellhebels betätigt. OK, klappt, aber war ziemlich fummelig einzustellen bis alles zuverlässig geschaltet hat. Da könnte man sich sicher noch was Besseres einfallen lassen.

Eine passende Anlage für die Weiche gibt's noch nicht, hab ja gerade erst die Squarefoot Mine fertig gemacht
(https://www.schmalspur-treff.de/t543f20374-Squarefoot-Mine.html. Das muss Euch erst mal reichen .


Noch was zu 09:

Sir Arthur Heywood hat um die Wende zum 20. Jahrhundert ausprobiert, welche Spurweite man mindestens nehmen müsste um einen sinnvollen und sicheren Bahnbetrieb zu gewährleisten. Er ist dann auf 15" gekommen (für Leute auf dem Kontinent: 381 mm). Er nannte das "Minimum Gauge Railway". Da er auch Geld in unüberschaubaren Mengen besaß, hat er sich auf seinem Landsitz Duffield Bank, Derbyshire mal eben eine ca. 1,5 Meilen lange Strecke gebaut und dazu auch gleich eine ganze Lokomotiv- und Wagenfabrik hinters Herrenhaus gesetzt. Er war zwar studierter Maschinenbauingenieur aber für einen 3. Baronet war es unter seiner gesellschaftlichen Würde, diesen Beruf auch auszuüben (in solchen Kreisen arbeitet man nicht!). Darum hat er einfach seine Interessen privat ausgetobt. Allerdings hatte er keinen sonderlich großen Erfolg. Kaum jemand wollte seine Spurweite haben, zumal 18" (457 mm) bereits etabliert war. Er hat nur eine einzige weitere Strecke gebaut, die Eaton Hall Railway, die zur Versorgung des dortigen Landsitzes vor allem mit Kohle, der Ziegelei und anderem anfallenden Verkehr diente. Heute sind die Reste davon Museumsbahn.
Eins muss man ihm allerdsings lassen. Er hat für seine drei- und vierachsigen Lokomotiven gelenkige Endachsen erfunden. Und das 10 Jahre vor Klien / Lindner (es ist bis heute nicht geklärt, ob die beiden von seiner Erfindung wussten). Auch eine eigene Dampfsteuerung für seine Loks hat er entwickelt.

Später sind vor allem Park- und Ausstellungsbahnen in 15" gebaut worden. 'Ne Übersicht gibt's hier:
https://en.wikipedia.org/wiki/Fifteen-inch_gauge_railway

Gut, wer jetzt genau nachrechnet, wird dahinter kommen, dass 9 mm Spurweite im Maßstab 1:45 eigentlich 405 mm sind, also 16". Das ist aber kein Problem, denn auch in dieser Spurweite gab es etliche Bahnen irgendwo auf der Welt. Siehe hier:
https://en.wikipedia.org/wiki/Minimum-gauge_railway

Laut NEM wird die Baugröße dieser Bahnen mit 0p oder 0i bezeichnet, wobei 0p für Parkbahnen und 0i für Industriebahnen steht. Leider wird das sehr häufig, auch in der (Fach)Literatur, falsch gemacht. Da wird generell 0p gesagt, auch wenn es sich nicht um Vergnügungsbahnen handelt.


So, ich finde, das war für heute erst mal genug Information für Euch. Wenn Ihr noch was wissen wollt (vor allem zur Weiche), dann fragt einfach.

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Günni

Je schmaler die Spur umso größer der Spaß


Günni Offline




Beiträge: 497

24.08.2022 21:42
#10 RE: Noch was zu Einzungenweichen Antworten

Ach ja, wer sich etwas tiefer in die Materie vertiefen will und einigermaßen englisch versteht, der findet die Originalbeschreibung von Sir Arthur Heywood zu seinen Bahnen hier:
https://www.gutenberg.org/files/44341/44341-h/44341-h.htm

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Günni

Je schmaler die Spur umso größer der Spaß


rofra Online




Beiträge: 1.175

24.08.2022 22:37
#11 RE: Noch was zu Einzungenweichen Antworten

Allein durch die Bilder ein absoluter Hit! Der Schlafwagen ist einfach zu witzig.

~ from prussia with love ~

der franke, der robert


Günni Offline




Beiträge: 497

24.08.2022 23:21
#12 RE: Noch was zu Einzungenweichen Antworten

Es gab auch einen etwa genau so großen (kleinen) Speisewagen einschließlich Küche!

Die m.E. umfassendste Information bietet das Buch

Sir Arthur Heywood and the fifteen inch Gauge Railway, Plateway Press, ISDN 1 871980 62 3, 19,95 Pfund
www.plateway.co.uk
Button Plateway Book List, 3. Buch von oben

Da drin gibt's jede Menge Bilder und Zeichnungen.


Wir bewegen uns so langsam vom eigentlichen Thema Einzungenweiche weg. Wenn wir uns weiter über Schmalstspurbahnen (eins meiner Lieblingsthemen) austauschen wollen (was durchaus begrüßenswert wäre), sollten wir unter "Vorbild in Wort und Bild" einen neuen Faden anlegen.



Ach was, ich mach das jetzt gleich mal und werde das hier geschriebene nochmal dort einstellen.
Also mit diesem Thema bitte hier weitermachen

https://www.schmalspur-treff.de/t581f20391-Minimum-Gauge-Railways.html#msg4708


Hier dann bitte nur noch was zur Einzungenweiche.

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Günni

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